Besonderheiten im Wald
Rannenverjüngung
von Jakob Weichmann
Stellt man einem Förster die Frage, auf welche Arten ein Wald verjüngt werden kann, so wird er wie aus der Pistole geschossen antworten: „Naturverjüngung, Pflanzung oder Saat“.
Da man als Förster aber mit der Natur arbeitet und allerlei dem Zufall überlassen werden muss, ergeben sich jede Menge Sonderfälle. Eine dieser Besonderheiten ist die „Totholzverjüngung“, auch „Rannenverjüngung“ genannt. Diese Art der Verjüngung findet meist in Gebirgswäldern statt, ist aber von Zeit zu Zeit auch in den Wäldern unserer Breiten zu sehen.
Die Bilder zeigen, was sich hinter dem Begriff versteckt: Samen fallen auf alte Baumstümpfe oder starke, abgestorbene Äste und nutzen diese als Substrat zum Wachsen. Insbesondere Fichte und Tanne sind die Experten dieser Verjüngungsform.
Ob die Totholzverjüngung funktioniert, ist dabei maßgeblich vom Zersetzungszustand des Holzes abhängig. Ist dieser weit genug vorangeschritten, werden die nötigen Nährstoffe für die Keimlinge freigesetzt. Zudem muss über einen gewissen Zeitraum genug Feuchtigkeit vorhanden sein, damit die jungen Pflänzchen nicht vertrocknen.

© Florian Geiger, AELF IP
Im Lauf der Zeit durchdringen die Wurzeln das verrottende Holz und treffen auf den Waldboden. Ab diesem Zeitpunkt ist der junge Baum nicht mehr von den Nährstoffen und dem Wasserangebot des Totholzes abhängig. Nach ein paar Jahren, wenn das Holz komplett zersetzt wurde, weißen nur noch die stelzenartigen Wurzeln auf diese besondere Art der Waldverjüngung hin.